Die ältere Schwester von St. Marien ist die St. Nicolai Kirche, in der ehemaligen Unterstadt Pasewalks gelegen. Sie wurde im Anfang des frühen 13.Jahrhundert als Feldsteinkirche errichtet. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Geschichte unserer Stadtentwicklung. Sie wurde mit der Entstehung der Unterstadt durch deutsche Besiedlung und der Einführung des Christentums in diesem, bis dahin slawischen Siedlungsgebiet, erbaut. Die Historiker sagen uns heute, dass dieser Feldsteinbau wahrscheinlich eine kleinere, evtl. aus Holz bestehende, Vorgängerkirche hatte. Das Langhaus aus Feldsteinen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zuerst ohne die beiden Anbauten mit Ziergiebel entstanden. Die Decke war eine gerade Saaldecke als Holzkonstruktion. Während die beiden Anbauten, die nun die Form des Kreuzes als Gebäudegrundriss ergeben, nur kurze Zeit später angebaut wurden, entstand die heutige Form als dreischiffige Hallenkirche mit Deckengewölben Anfang des 16. Jahrhunderts. Im Mittelschiff wurden Sterngewölbe eingebaut. Die Seitenschiffe bekamen Kreuzrippengewölbe. Diese Umbauten haben sich bis heute erhalten. Der Turm hatte den auf der Lubinschen Karte(Stadtansicht) von 1610 ersichtlichen Spitzhelm. Nach dem großen Stadtbrand von 1615, bei der auch der Turmhelm vernichtet wurde, entstanden 2 kleinere, achteckige Geschosse(Renaissanceaufbau) mit einer schönen Gliederung und einem steilen Spitzhelm. Auf der in Richtung Markt gelegenen Seite, am Fuß des Spitzhelmes, wurde außen ein offener Vorbau in Form eines offenen Baldachins angebracht. Hier waren die beiden Uhrglocken untergebracht. Diese Konstruktion erinnert ein wenig an den ähnlichen Aufbau für die beiden Uhrklangschalen auf dem Umgang vom Marienkirchturm. Dieser wunderbare Turmhelm und Renaissanceaufbau sind 1945 leider bereits ein frühes Opfer der zunächst noch spärlichen Fliegerbomben geworden. Nach dem Krieg wurde zunächst 1950 auf dem verbliebenen Turmstumpf ein Notdach in Form eines Zeltdaches errichtet. Sowohl die Turmhöhe als auch die Dachform blieben bis heute erhalten. Sie wurden nur durch eine solide und denkmalgerechte Konstruktion ersetzt.
Das Innere der Kirche, die Ansicht einschl. Altar und Kanzel sowie die Fenstergliederung aus Gußeisen, wie sie sich uns heute darstellt, verdanken wir der letzten großen Restaurierung 1824-1828 unter maßgeblicher Mitwirkung von Karl Friedrich Schinkel. Schinkel wurde 1810 auf Empfehlung Wilhelm von Humboldts Geheimer Oberbauassessor in der Preußischen Oberbaudeputation. In dieser Eigenschaft war er auch bei der Umgestaltung von St. Nicolai tätig. Als Zeugnis seines Wirkens können bei den staatlichen Museen Berlin im Kupferstichkabinett zwei originale, von Schinkel gezeichnete Entwürfe, für den Altar von St.Nicolai eingesehen werden. Sie tragen den Titel Architekturzeichnung St. Nicolai Pasewalk Altarwand 1823. Dabei kann jeder Betrachter erkennen, dass Entwurf Nr.2 zur praktischen Ausführung gekommen ist. Durch die Spende unseres kürzlich verstorbenen Bürgermeisters, Herrn Rainer Dambach, und durch die zusätzlichen Geldmittel unserer Kirchengemeinde, ist das Altarbild im Jahr 2016 in einer Spezialwerkstatt restauriert worden. Die Restaurierung ist abgeschlossen, so dass wir uns an seinem wiederhergestellten, alten Glanz erfreuen können.