Geschichte der Entstehung der Friedenskirche
am Rothenburger Weg in Pasewalk
Die Geschichte beginnt, mit einem Schreiben von Baurat Schwarz, Leiter des Konsistorialen Bauamtes in Greifswald vom 14. Februar 1953, an den Gemeindekirchenrat Pasewalk unter Vorsitz von Pastor Karl Pagel. Es geht um den Antrag der ev. Kirchengemeinde Pasewalk zum Bau eines Gemeindesaales in Pasewalk Siedlung. Darin heißt es, dass als Anlage eine Zeichnung für einen Saalbau, der mit den aus Gartz/O. zu beschaffenden Barackenteilen erbaut werden kann, übersandt wird. Der Gemeindekirchenrat Neu-Rochlitz hat sich damit einverstanden erklärt, einen Teil der Barackenteile abzugeben und sein eigenes Projekt zu verkleinern. In Gartz/O. war die Stephanskirche teilweise als Chorkirche wiederhergestellt worden. Eine bis dahin verwendete Barackenkirche wurde frei. Der Gemeindekirchenrat(GKR) Pasewalk wird gebeten, sich direkt mit den Kirchgemeinden Gartz/O. und Neu-Rochlitz in Verbindung zu setzen, da der GKR Neu-Rochlitz den Abbruch der Baracke in Gartz/O. selbst in die Hand nehmen wird. Vom Konsistorium wird den Pasewalkern anheim gestellt, sofort Kostenvoranschläge für den Wiederaufbau der Barackenteile in der Pasewalker Siedlung einzuholen. Die Gemeinde Pasewalk müsste aber auch die Abbruchkosten und einen Teil der Transportkosten nach Pasewalk übernehmen.
Mit „Pasewalk Siedlung“ ist hier der heutige Stadtteil am Rothenburger Weg gemeint. Zum damaligen Zeitpunkt lag die Siedlung am äußersten östlichen Stadtrand. Sie wurde in den 1930-er Jahren gebaut. Sie bestand damals aus überwiegend kleinen Einfamilien- Doppelhäusern. Die Häuser wurden mit relativ großen Grundstücken ausgestattet, um die Anlage von Nutzgärten und die Kleintierhaltung für die Bewohner zu ermöglichen. Das heutige Straßennetz gab es noch nicht. Die Siedlung war nur von der Stettiner Chaussee über den Rothenburger Weg erreichbar. Ringsherum gab es nur Ackerland. Die heutige Friedensstraße wurde erst 1957 im Zusammenhang mit dem Aufbau der ehemaligen Großbäckerei errichtet. Deren Betriebsgelände grenzte an den westlichen Rand der bereits bestehenden Siedlung. In den Jahren 1960-64 folgte dann der Bau des ehemaligen Schlacht-u. Verarbeitungsbetriebes als weiterer Großbetrieb an der Friedensstraße. Diese kurze Beschreibung der damaligen Verhältnisse macht uns die Begründung der Errichtung des Gemeindesaales besser verständlich.
Durch den GKR Pasewalk werden nun Kostenvoranschläge eingeholt und dem Konsistorium übersandt. Daraufhin antwortet das Konsistorium am 07.04. 1953 mit der Übersendung von Zeichnungen und speziellen bautechnischen Erläuterungen für die Beantragung einer Baugenehmigung bei den örtlichen Behörden. Darin wird u.a. vorgeschlagen, dass der Eingangsvorbau des geplanten Saalbaues der Dachlandschaft der vorhandenen Siedlung angepasst wird. Er soll massiv gebaut, turmartig etwas höher gezogen sein und auch ein Ziegeldach erhalten. Auch das Aufhängen einer kleinen Glocke im Obergeschoss des Vorbaues wird erwähnt. Eine Aktennotiz vom 14.07.1953 von Herrn Plath sagt aus, dass der Bauantrag vom 07.04.53 vom Kreisbauamt abgelehnt wurde. Wörtlich heißt es, „dass der Antrag 2 Wochen bei der Partei gelegen hat und dort entschieden worden wäre, dass der Bau dieser Kirche nicht notwendig ist“. Der Landwirt Erich Plath war, als Mitglied im damaligen Gemeindekirchenrat, in Baufragen sehr aktiv.
Das Kreisbauamt gab den Antrag zurück mit dem Hinweis, über die Stadtverwaltung Pasewalk einen neuen Vorstoß zu unternehmen. Die Stadtverwaltung lehnte den Antrag zunächst ebenfalls ab.
Jedoch wurde Herr Plath eingeladen, den zuständigen Vertretern der Stadt, das Vorhaben persönlich zu erläutern und zu begründen. Dabei wurde von den Anwesenden zustimmend aufgenommen, dass durch diesen Bau den Kindern der Siedlung ein Unterrichtsraum geschaffen wird, der ihnen den weiten Weg in die Stadt zum Religions- u. Konfirmandenunterricht erspart. Speziell in der kalten Jahreszeit steht damit ein geheizter Raum ohne weite Wege zur Verfügung. Die Stadtverwaltung stimmte nun dem Bauantrag zu und so wurde, nach baupolizeilicher Prüfung der eingereichten Unterlagen am 13.07.1953 die Baugenehmigung Nr. 37/VII/53 erteilt. Das Grundstück für den geplanten Gemeindesaal wurde von Frau Johanna Rother zur Verfügung gestellt. Es liegt unmittelbar an der Stettiner Chaussee und dem Beginn des Rothenburger Weges. Nun beginnt der schwierigste Teil des Vorhabens. Es werden Firmen und Handwerksbetriebe aus Pasewalk gebeten, Kostenangebote für die Ausführung der Arbeiten in den benötigten Gewerken einzureichen. Parallel dazu muss sich um die Beschaffung von Baumaterial gekümmert werden, denn die ausführenden Betriebe sind in der damaligen Zeit nicht immer in der Lage, das benötigte Material bereitzustellen. Hier ein Beispiel für den Aufwand und die schwierigen Bedingungen, die wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können. Es geht um die Beschaffung von 30 kg Drahtstifte(Nägel),Abmessung 4 Zoll und 20 kg Drahtstifte 3 Zoll. Da diese Nägel aus Berlin, engl. Sektor, geliefert werden, ist ein Warenbegleitschein beim Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs der DDR zu beantragen. Außerdem eine Genehmigung zur Einfuhr in die Länder der DDR bei der Regierung der DDR, Ministerium für Außenhandel Abt. Verkehr. Am 12.12. und 15.12.1953 lagen beide Dokumente mit entsprechender Genehmigung vor. Jetzt durften die insgesamt 50 kg Nägel geliefert werden. Das notwendige Bauholz wurde von der Kirchenforst bereitgestellt. Mit der Firma Schilling & Lattermann in Apolda/Thüringen wird die Lieferung einer Hartgußglocke, Ton „dis“, 210 kg Gewicht und 79 cm Durchmesser vereinbart. Die Inschrift der Glocke lautet: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da Schlafen“
( 1. Kor. 15, 20 )
Bisher ist immer von einem Gemeindesaal, teilweise aus Barackenteile errichtet, die Rede. In einer Aktennotiz vom 16.11.1953 von Herrn Plath an Baurat Schwarz vom Konsistorium taucht nun erstmalig der Begriff von der Kirche Rothenburger Weg und die „Umänderung“ für Massivbau mit Hartdach auf. Am 04.01.1954 legt Herr Plath beim Rat des Kreises Pasewalk, Abt. Aufbau einen Antrag auf „Nachtragsgenehmigung“ für einen massiven Neubau vor. Gleichzeitig schlägt er vor, die im Neubau vorgesehenen Toiletten wegfallen zu lassen und dafür die vorhandene Toilette auf dem Nachbargrundstück, mit Einverständnis der Eigentümer, zu erweitern. Am 15.01.54 beantragt Herr Plath beim Rat des Kreises Abt. Aufbau bereits die Freigabe von 6000 Stck Mauerziegel für die Ausführung in der neuen, vollständig massiven Variante.
Am 07.07.1954 teilt Pastor Pagel als Vorsitzender des Gemeindekirchenrates dem Konsistorium in Greifswald mit, dass beschlossen wurde, die Einweihung der neuen Siedlungskirche auf den 11. Sonntag n. Trin., am 29. August 1954 um 14,00 Uhr zu legen. Gleichzeitig ergeht damit die Einladung an das Konsistorium und die Mitglieder der Kirchenleitung zur feierlichen Einweihung.
Eine jeweils besondere Einladung ergeht an den zuständigen Bischof v. Scheven, dem Präsidenten D. Braune in Lobetal b. Bernau und dem früheren Superintendenten Friedrich, der zu diesem Zeitpunkt eine Pfarrstelle in Berlin Steglitz inne hat. Pfarrer Friedrich kann jedoch leider aufgrund anderer, bereits bestehender Termine, nicht daran teilnehmen.
So wurde,nachdem seit der der Anregung zum Bau der Kapelle in der Rothenburger Siedlung rund 1,5 Jahre vergangen waren, die heutige Friedenskirche durch Bischof v. Scheven geweiht.
Mit Datum vom 17. 12.1958 erhält die ev. Kirchengemeinde Pasewalk von der Staatlichen Bauaufsicht, Kreisbauamt Pasewalk den Gebrauchsabnahmeschein für den Kapellenbau. Darin wird bestätigt, dass die Prüfung der Bauausführung zu keinen Beanstandungen geführt hat.
Die Ausstattung der Kirche ist schlicht. Zur musikalischen Begleitung ist ein Harmonium vorhanden.
Im Jahr 1992, in der Amtszeit von Pastor Dibbern, wird mit Hilfe einer ABM-Maßnahme ein Anbau an das Kirchenschiff errichtet. Die Ziegelsteine für diesen Anbau wurden alle aus den Trümmern der Turmsprengung von St. Marien geborgen und wiederverwendet. Er enthält behindertengerechte Toiletten und eine Teeküche. Zum Bußtag, den 17.11.1993, wurde durch Pastor Dibbern zur feierlichen Einweihung eingeladen. Das Programm sah vor, Gottesdienst mit Posaunenchor, Baumpflanzaktion und Kaffee trinken.
Auch die Beheizung wurde im Laufe der Jahre dem jeweiligen Stand der Technik angepasst. Zuerst war es der Kachelofen, dann eine elektrische Nachtspeicherheizung und heute ist es eine moderne Gasheizung mit Anschluss an das Gasnetz der Stadtwerke Pasewalk.
Im Jahr 2004 wurde, mit Pastor Jens Warnke, das 50-jährige Jubiläum begangen. Für die Gemeinde war es eine große Freude hierzu auch den ehemaligen Pastor Rudolf Dibbern und den inzwischen 90 Jahre alten Pastor Karl Pagel begrüßen zu können.